Wie kommt der Ausdruck in die Musik? Was bedeutet es, ein Stück ausdrucksvoll (espressivo) vorzutragen? Wer oder was drückt sich da eigentlich in der Musik aus? Ist sie nicht schon per se eine Ausdruckskunst oder lässt sich eine Musik denken, die nicht(s) ausdrückt? Diesen und weiteren Fragen gehen wir in dem Seminar nach und nähern uns der Problematik sowohl ästhetisch-philosophisch als auch empirisch. Wir klären, was es mit dem Konzept des "Expressionismus" auf sich hat, unter dessen Einfluss gerade zu Beginn des 20. Jahrhunderts solche Meilensteine wie A. Schönbergs Monodram Erwartung op. 17 entstanden sind, und verfolgen die Spuren des postulierten Ich-Ausdrucks zurück bis in den kunstphilosophischen Debatten um 1800. Wir lernen die wichtigsten Gegenkonzepte zum "Expressionismus" kennen, deren Werke man unter Begriffe wie "Neue Sachlichkeit", "mechanische bzw. Maschinenmusik" summiert, und untersuchen, inwiefern all diese Konzepte ein Nachleben in der Musik der Gegenwart führen. Die Teilnehmenden sollten analytische Grundkenntnisse mitbringen und bereit sein, sich mit ästhetischen Grundlagentexten (Herder, Hegel, Schopenhauer) auseinanderzusetzen.