Ganztag, demographischer Wandel, Globalisierung, kulturelle Vielfalt, Inklusion – all dies sind Schlagwörter, die in den letzten Jahrzehnten die Tätigkeiten von Instrumental- und Gesanglehrenden verändert haben: Eine höchst individuelle Unterweisung im Rahmen des jahrhundertelang vorherrschenden Einzelunterrichts für eine verhältnismäßig kleine privilegierte Gruppe – auch in Form der Elitenförderung – wurde in diesem Zuge durch Konzepte einer gemeinschaftsorientierten Bildung „für alle“ (wie beispielsweise im Rahmen von „Musik für alle“ an der Stuttgarter Musikschule) erweitert. Beide Pole konkurrieren im Kampf um die wenigen freien Zeitfenster – nicht nur von Kindern und Jugendlichen – und die Sorge um ein florierendes kulturelles Leben steigt nicht zuletzt auch aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels. Institutionelle Bildungskooperationen, die lange Fahrzeiten und häufige Ortswechsel sowie Kompetenzen in der Anleitung von höchst heterogenen Gruppen erfordern sowie eine „Aufsuchende Musikpädagogik“, die sich an Gesellschaftsgruppen richtet, die bislang wenig Teilhabe und Teilnahme an der Hochkulturszene haben, seien dabei nur zwei Beispiele, die Instrumental- und Gesanglehrende heraus- und evtl. sogar überfordern können. Im Spannungsfeld zwischen Traditionsbewahrung und Innovationsbedürfnis bzw. Erneuerungsbedarf werden wir in diesem Seminar Visionen für zukünftige Musikschul- und professionelle Berufstätigkeitsmodelle entwerfen und diskutieren.

 

Literatur:

Ardilla-Mantilla, Natalia / Buyken-Hölker, Stephanie / Schmidt-Laukamp, Ursula / Stöger, Christine (Hg.) (2022): EMSA – Eine (Musik)Schule für alle. Musikalische Bildungswege gemeinsam gehen. Mainz: Schott.

Ardila-Mantilla / Röbke, Peter / Stekel, Hanns (2015): Musikschule gibt es nur im Plural. Drei Zugänge. Esslingen: Helbling.

Doerne, Andreas (2019): Musikschule neu erfinden: Ideen für ein Musizierlernhaus der Zukunft. Mainz: Schott.