Musikerbriefe. Lesen, edieren, kommentieren
Dienstag, 20:00–21.30 Uhr (erstmals am 28. März)
Raum 8.28 (oder online nach Ansage)
Begrenzte Teilnehmerzahl, nur für Hauptseminar-Scheine.
Verbindliche Anmeldung über Moodle bis einschließlich 27. März 2023.
Eine eintägige Exkursion ist angedacht.
Bei der Auseinandersetzung mit der Biographie, der Ästhetik und dem Schaffen von Komponisten wird gerne zu einer Briefausgabe gegriffen. Sie vermittelt auch nach Jahrzehnten und Jahrhunderten scheinbar Authentizität und birgt Informationen gleichsam aus ersten Hand. Doch nur selten fällt bei der Benutzung auf, dass kaum eine Ausgabe der anderen gleicht: Sie unterscheiden sich mitunter fundamental in den Editionsprinzipien und in der Anlage, über die Form der Kommentierung bis hin zum Layout (und vielfach auch in der Repräsentation als gedruckte oder digitale Ausgabe). – In diesem Hauptseminar begeben wird uns daher auf vielfältige Spurensuche: vom eigenen Lese- und Übertragungsversuchen alter Handschriften in Kurrentschrift und das Nachdenken über theoretische Konzepte, über den kritischen Vergleich unterschiedlicher Briefausgaben bis hin zur eigenen Kommentierung ausgewählter Briefdokumente. – Der benotete Leistungsnachweis erfolgt in einem Portfolio, bestehend aus in der Regel kleinen Aufgaben, die größtenteils zur direkten Vorbereitung (oder Nachbereitung) der Seminarsitzungen zu erbringen sind.
Literatur (Auswahl)
• Rüdiger Nutt-Kofoth, Briefe herausgeben. Digitale Plattformen für Editionswissenschaftler und die Grundfragen der Briefedition, in: «Ei, dem alten Herrn zoll' ich Achtung gern’». Festschrift für Joachim Veit zum 60. Geburtstag, hrsg. von Kristina Richts, München 2016, S. 575–586.
• Werner Breig, Zur Editionsgeschichte der Briefe Richard Wagners, in: Musikeditionen im Wandel der Geschichte, hrsg. von Reinmar Emans und Ulrich Krämer, Berlin 2015, S. 536–547 (= Bausteine zur Geschichte der Edition 5).
• Brief-Edition im digitalen Zeitalter, hrsg. von Anne Bohnenkamp und Elke Richter, Berlin 2013 (= Beihefte zu editio 34).
• Bodo Plachta, Edition und Bibliothek, in: Digitale Edition und Forschungsbibliothek, hrsg. von Christiane Fritze, Franz Fischer, Patrick Sahle und Malte Rehbein, Wiesbaden 2011 (= Bibliothek und Wissenschaft 44), S. 23–36.
• Der Brief – Ereignis & Objekt. Frankfurter Tagung, hrsg. von Waltraud Wiethölter und Anne Bohnenkamp, Frankfurt am Main 2010.
• Digitale Edition zwischen Experiment und Standardisierung. Musik – Text – Codierung, hrsg. von Peter Stadler und Joachim Veit, Tübingen 2009 (= Beihefte zu editio 31).
• Der Brief – Ereignis & Objekt. Katalog der Ausstellung im Freien Deutschen Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum 2008, hrsg. von Anne Bohnenkamp und Waltraud Wiethölter, Frankfurt am Main 2008.
• Klaas-Hinrich Ehlers, Raumverhalten auf dem Papier. Der Untergang eines komplexen Zeichensystems dargestellt an Briefstellern des 19. und 20. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für germanistische Linguistik 32 (2004), S. 1–31.
• Komponistenbriefe des 19. Jahrhunderts. Bericht des Kolloquiums Mainz 1994, hrsg. von Hanspeter Bennwitz, Gabriele Buschmeier und Albrecht Riethmüller, Stuttgart 1997.
• Klaus Hurlebusch, Divergenzen des Schreibens vom Lesen. Besonderheiten der Tagebuch- und Briefedition, in: editio 9 (1995), S. 18–36.
- Kursleitung: Prof. Dr. Michael Kube