In diesem Semester wird die Musiktheorie der griechischen Antike und des Mittelalters behandelt. Wichtige Themen sind die Entwicklung des Tonsystems, der Tonartenlehre, der Intervall-Proportionen, der Mehrstimmigkeit (vom Organum bis zu den ersten Contrapunctus-Traktaten), der Mensural-Notation, sowie der Satzarten und Gattungen im 13. und 14. Jahrhundert. Dabei wandelt sich der Theoriebegriff von der antiken Kontemplation des Tonsystems („Musica speculativa“) über eine mehr und mehr praktisch-handwerkliche Ausrichtung im Mittelalter hin zum komponierten Kunstwerk, das durch Analyse zu erschließen ist. 

Die Veranstaltung findet in Form eines Kolloquiums statt. Wir sprechen über bedeutende Theoretiker wie Pythagoras, Platon, Boethius, Guido von Arezzo, Franco von Köln, Philippe de Vitry, lesen ihre Traktate, studieren theoretische Konstruktionen und Systeme, folgen dem Bedeutungswandel von Begriffen und der Blickrichtung von der spekulativen Theorie zur Praxis der Satzlehre. Wie hören und analysieren die weit ausschwingenden Gregorianischen Choräle, die berauschenden Klänge der Organa von Leonin und Perotin, die isorhythmischen Motetten und die gotischen Rhythmen und Dissonanzen der Machaut-Messe. Interessierte aller Studiengänge sind eingeladen, ihre musikgeschichtlichen Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen.

Leistungsnachweis: Vortrag über ein ausgewähltes Thema mit anschließender Diskussion.