Donnerstag, 16–18 Uhr (c.t.), Raum 8.28
Beginn: 17.10.2024  (Anmeldung im e-learning oder in der 1. Sitzung)

Der musikalische Exotismus startet im 18. und 19. Jahrhundert als pittoreske Inszenierung des Fremden – z.B. in der „Türkenoper“ bei Mozart und anderen oder als schwelgerische Idee vom „Orient“ im französischen Orchestergesang. Er schafft einen illusionären Raum für Erfahrungen, die es in Europa nicht gab: fabelhaften Luxus, raffinierte Sinnlichkeit, äußerste Grausamkeit … In der Neuen Musik des 20. Jahrhunderts geraten die Grenzen von Eigenem und Fremden in Bewegung – Komponisten lassen sich selbst befremden, wollen bewusst Stereotype überwinden oder suchen nach „dritten Räumen“ der Begegnung. Im Jazz oder im Rhythm&Blues ist die Aushandlung zwischen „weißen“ und „schwarzen“ Anteilen konstitutiv. Mittlerweile steht potentiell dieser ganze Bereich unter dem Stichwort „kultureller Aneignung“ in der Kritik – bis hin zum Aufregerthema in den Feuilletons und sozialen Medien (man denke an die Debatten um „mexikanischen“ Volkstanz bei der Bundesgartenschau und Reggae mit oder ohne Dreadlocks).

Im Seminar lesen wir Ausschnitte aus theoretischen und feuilletonistischen Positionierungen und beleuchten exemplarische Fälle – z.B. Werke und Werkausschnitte von Mozart, Saint-Saëens, Ravel, Delage, Bartók, Boulez, Pagh-Paan, Bhagwati … Mögliche Themen aus dem populären Bereich sind die Anfänge des Blues, des Rock´n´Roll, des HipHop oder auch aktuelle Fallbeispiele je nach Interessen und Vorkenntnissen.