Was passiert, wenn die Stimme versagt? Zum Beispiel im Stottern und im Verhaspeln von Worten? Es ist dann, als ob etwas Fremdes die Stimme einholt, als ob da etwas auf den Stimmbändern sitzt, das nicht Ich ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Stimmbruch, der den Klang der Stimme verändert. Aber was ist diese andere Stimme? Meine eigene oder eine andere Identität? Ein anderer Körper? Ein anderes Wesen? Statt Sprache und Kommunikation offenbart die versagende Stimme ihre körperliche Gebundenheit, womöglich ihr Geschlecht – bzw. im Falle des Stimmbruchs, die immer schon fragwürdige Festschreibung eines binären Geschlechts. In der Stimme, gerade wenn sie versagt, klingt etwas anderes mit als Kommunikation.
In diesem Seminar wollen wir uns mit Theorien der Stimme befassen und anhand von Beispielen dem Phänomen Stimme auf die Spur kommen. Gerade die musikalische Stimme, als eine immer schon performante Stimme, eignet sich hierbei besonders gut als Anhörungsbeispiel. Beispiele können u.a. sein: Praktiken des Jodelns, wo das „Brechen“ der Stimme eine eigenständige Ästhetik bildet, experimentelle Stimmpraktiken von Joan La Barbara oder Diamanda Galás oder Stimmen, die im Laufe ihres Lebens sich verändern. Die Texte, die wir zu jeder Sitzung lesen, kommen aus den Pop Music Studies, der psychoanalytischen Kulturtheorie, aus den Sound Studies, aus Queer Theory und Voice Studies. Begleitend zur theoretischen Textlektüre bringen Studierende zu den Sitzungen Beispiele mit, die wir im Kurs anhören und kritisch diskutieren wollen.
Der Großteil der Texte wird auf Englisch gelesen, grundlegende Englischkenntnisse sind daher von Vorteil.
- Kursleitung: Malte Kobel