Die ersten, ungefilterten Reaktionen gegenüber einem gerade gehörten Musikstück gehören zu den interessantesten. Einerseits zeigen sie, auf welche Aspekte des Werkes mein Interesse als Hörer*in gelenkt wird, andererseits spiegeln sie die individuelle Annäherung an musikalische Abläufe wider und können uns damit helfen, die eigenen (z.T. unbewussten) Schwerpunkte in der (hörenden) Beschäftigung mit Musik besser kennenzulernen. 

Annotationen zu einem gehörten Musikstück können den Einstieg in das Sprechen über Musik erleichtern. Die Software KoALa sammelt diese ersten Eindrücke in Form von Annotationen und stellt sie zu einer Synopse zusammen, die dann einen Austausch über diese primären Eindrücke ermöglicht. 

Im Seminar wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, welche Chancen und Grenzen (freie) Kommentarfunktionen einerseits und (vordefinierte) Annotationsmarker andererseits bieten. 

  • In welchem Unterrichtssetting kann das Tool gewinnbringend eingesetzt werden? 
  • Welche Fragen stellen wir überhaupt an Musik (individuell, beim Musizieren, in Analysen…)? 
  • Wie lenken wir die Wahrnehmung von Musik beim Einsatz vordefinierter Marker, die beim Anhören der Musik betätigt werden sollen (z.B. „Kadenz“)? 
  • Wie nehmen meine individuellen Vorerfahrungen (und die damit verbundenen Erwartungshaltungen) Einfluss auf meinen Blick auf das Werk? 
  • Was ist meine persönliche comfort zone bei einer Analyse – und wie kann ich mich selbst herausfordern, sie zu erweitern? 
  • Welche Elemente fokussiere ich bei einer Analyse über das Ohr, den Notentext oder einer Kombination aus beidem? 

Wir wollen uns im Seminar mit unterschiedlichen Herangehensweisen an die Stücke annähern (u.a. auch mit und ohne Annotationen) und damit reflektieren

  • wie und wodurch musikalische Analyse (bewusst und unbewusst) umgesetzt und gelenkt wird.
  • wie unterschiedlich die individuellen Herangehensweisen an Analyse sind. 
  • wie diese unterschiedlichen Herangehensweisen in einer Gruppe berücksichtigt und einbezogen werden können, um eine möglichst breite Teilhabe zu ermöglichen. 

Ein Scheinerwerb in Musiktheorie oder Gehörbildung ist je nach Schwerpunkt des zu erstellenden Portfolios möglich.

Die Entwicklung der Software KoALa wurde und wird gefördert durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre an der HfM Freiburg. Ergänzt wird dies durch die Finanzierung des Audiokommentares (HMDK Stuttgart/HfM Freiburg) im Programm digiFellows BaWü durch den Stifterverband. Die Software wird nach Ende des Projektes (Ende 2023) online zum Download zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse des Seminars können zur Dokumentation und/oder als Anwendungsbeispiele online für zukünftige Anwender*innen zur Verfügung gestellt werden.